Paketversicherung und Bitcoin – Eine Online-Odyssee

11. August 2014 von Patrick Wieth

Wer kennt das Problem nicht? Man hat Bitcoin-ASIC-Chips in China bestellt und diese wurden nicht geliefert. Zu allem Überfluss hat man noch eine viertel Tonne Aluschrott und Elektronik daheim rumliegen. Doch plötzlich wendet sich das Blatt und es tauchen einige Interessenten auf, die Chips aus China bekommen haben, denen aber noch die Hardware drumherum fehlt, unser Alu- und Elektroschrott eben. Wunderbar, wir verkaufen ein paar der Geräte, um wenigstens ein Zehntel des verlorenen Gelds wieder reinzuholen, fair genug.
Womit werden die Bauteile bezahlt? Bitcoin natürlich. Womit wird verschickt? DHL natürlich. Wer verliert das Paket? Der Partner von DHL in den USA, natürlich. Bei wem haben wir eine Paketversicherung abgeschlossen? Das wäre dann wieder DHL. So weit der Plot der jetzt beginnenden Odyssee. Wer Paketversicherungen kennt, ahnt schon wohin unsere Reise führt. Wir müssen erstmal einen Nachforschungsauftrag stellen, d.h. wir müssen den Inhalt angeben und den Wert desselben aufschlüsseln. Verständlich. Auch nicht besonders schwer. Schließlich haben wir ja einen halben Bitcoin bekommen. Also rechnen wir diesen um in Euro und los gehts.

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Möglicherweise das traurige Schicksal unseres Pakets 🙁

Man hört dann erstmal einige Zeit nichts, aber schon einen Monat später wird man informiert, dass das Paket tatsächlich verloren gegangen ist. Um diesen Fall bearbeiten zu können, muss aber der Einlieferungsbeleg oder eine Kopie davon abgeliefert werden. Interessant. DHL hat bereits rausgefunden, dass sie das Paket wirklich verloren haben, trotzdem müssen wir belegen, dass dieses Paket abgeschickt wurde. Naja gut, wahrscheinlich geht es nur darum, die Leute zu trollieren, die diesen Beleg wegwerfen und ihnen zu sagen: „Schade, für Sie ist die Paketversicherung leider nutzlos geworden. Das haben Sie nicht einkalkuliert? Tja, wir schon :)“ Aber wir haben natürlich diesen informativen Beleg aufgehoben. Schicken ihn also los. Woraufhin wir erstmal einen Monat nichts mehr hören. Nach einem Telefonat erfahren wir, dass wir nochmal alles per Post schicken sollen, Beleg, Aufschlüsselung über den Inhalt und natürlich eine Rechnung, die den Wert ausweist. Stattdessen schreiben wir eine E-Mail:

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Erster Kontakt. Wie wird die unbekannte Spezies auf unsere E-Mail reagieren?

Nach einem weiteren Monat Wartezeit kommt dann auch erstmal nichts. Deshalb warten wir noch einen Monat, um dann Anfang Mai tatsächlich benachrichtigt zu werden. Es ist genau derselbe Brief, den wir schon im Februar erhalten haben. Woraufhin wir dieses Telefonat geführt hatten. Da sich das als Sackgasse erwiesen hat, schreiben wir eine neue E-Mail. In dieser schildern wir alles nochmal eine Ecke ausführlicher, weisen daraufhin, dass Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert werden muss. Außerdem bieten wir an, unsere Bitcoin-Adressen zu verifizieren.

Wir versuchen eine kooperative Basis zu schaffen. Bieten feinstes Geschmeide in Form von FAZ Artikeln an, werden wir das Schicksal gütig stimmen können?

Wir versuchen eine kooperative Basis zu schaffen. Bieten feinstes Geschmeide in Form von FAZ Artikeln an, werden wir das Schicksal gütig stimmen können?

Wir bekommen tatsächlich eine Antwort. Der DHL Kundenservice bedankt sich bei uns für die Ausführungen und entschuldigt sich für die Unnannehmlichkeiten, die bei der Bearbeitung entstanden sind. Fair genug. Außerdem bitten sie darum, diese Verifikation durchzuführen, die wir angeboten haben. Kein Problem, tun wir doch gerne und senden die nächste Mail.

Eine technisch besonders anspruchsvolle Mail. Wir schicken sie deshalb lieber jede Woche erneut ab.

Eine technisch besonders anspruchsvolle Mail. Wir schicken sie deshalb lieber jede Woche erneut ab.

Selbstverständlich gibt es auf diese Mail wieder keine Antwort. Also frage ich mich, was man da tun kann und erinnere mich an den Film „Die Verurteilten“. Dort schreibt der Protagonist jede Woche einen Brief an das Ministerium und bittet um Gelder für eine Gefängnisbibliothek. Also schreibe ich jede Woche eine Mail an DHL_Nachforschungsauftrag. Immer dieselbe, immer mit derselben Schilderung und der Erklärung, wie man die Verifikation überprüft. Der Betreff wurde um „Die unendliche Geschichte“ ergänzt und nach 6 Wochen gibt es immer noch keine Antwort. Es gibt also eine neue E-Mail:

Bluff oder bitterer Ernst? Wir wissen es selbst nicht. Irgendwann ist man an einem Punkt, wo man einen Anwalt einschalten möchte, auch wenn er mehr kostet, als er bringt. Fair genug.

Bluff oder bitterer Ernst? Wir wissen es selbst nicht. Irgendwann ist man an einem Punkt, wo man einen Anwalt einschalten möchte, auch wenn er mehr kostet, als er bringt. Fair genug.

Es gibt keine Antwort. Nach weiteren zwei Wochen schreibe ich eine noch knappere E-Mail und frage darin, ob es noch eine Antwort geben wird. Nach weiteren zwei Tagen ist tatsächlich Geld auf meinem Konto. Nach über sieben Monaten. Unglaublich, aber wahr. Also lasst euch nicht trollieren und schreibt viele E-Mails oder unfrankierte Briefe, bis was passiert. Natürlich möchte ich auch der Versicherung für ihre Kooperation danken.

Zu guter Letzt entschuldigt sich auch dieser DHL-Flieger noch mit gesenktem Haupt für die Unannehmlichkeiten.

Zu guter Letzt entschuldigt sich auch dieser DHL-Flieger noch mit gesenktem Haupt für die Unannehmlichkeiten.

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